Symbolbild zur optimierten Nutzung von eigen ­erzeugtem Strom. "Wir wollen das i-Phone unter den Speichern bieten"

(Quelle: Siemens AG)

Andreas Matthé, Chef der Siemens Business Unit Low Voltage & Products, erläutert die Strategie dahinter und welche Marktchancen man sich auch von weiteren Services verspricht.

Der Markt für Heimspeicher hat sich in den vergangenen Jahren etabliert. Jede zweite PV-Anlage unter 30 kW wird heute mit einem Batteriespeicher verkauft. In diesem Jahr soll die hierzulande installierte Leistung auf 600 MW anwachsen. Weshalb ist Siemens erst jetzt in das Geschäft eingestiegen?

A. Matthé: Wir halten den Markteintritt zum jetzigen Zeitpunkt für genau richtig. Immer mehr Eigenheimbesitzer erzeugen ihren eigenen Solarstrom und wollen diesen, auch angesichts sinkender Einspeisevergütungen und steigender Strompreise, möglichst vollständig für den Eigenverbrauch nutzen. Nach unseren Zahlen sind im vergangenen Jahr rund 40.000 Heimspeicher hierzulande in ­stalliert worden. Dieser Trend wird sich in den nächsten Jahren weiter verstärken, in Deutschland, aber auch global. Zudem tragen Heimspeicher maßgeblich zum Gelingen der Energiewende bei: Wetterbedingte Schwankungen werden damit überbrückt, Verteilnetze entlastet und CO2-Emissionen nachhaltig gesenkt. Dafür legen wir mit der Junelight Smart Battery die technische Basis.

Inwieweit bedeutet dies eine Abkehr vom eingeschlagenen B2B-Weg des Siemens-Konzerns?

A. Matthé: Von einer Abkehr kann nicht die Rede sein. Mit dem Batteriespeicher haben wir unseren Vertriebsansatz nicht erneuert, sondern unser Portfolio konsequent erweitert. Egal ob in Industrien, Gebäuden oder Privathäusern: Unsere Produkte und Systeme gewährleisten eine sichere, effiziente und intelligente elektrische Infrastruktur – und sind schon immer auch in Eigenheimen zu finden: Schutzgeräte für die Elektroinstallation, Schalter und Steckdosen beispielsweise, die von Installateuren vermarktet und verbaut werden. Denselben Weg gehen wir auch mit der Junelight Smart Battery. Der direkte Kontakt mit den Endverbrauchern findet über zertifizierte Partner statt, in diesem Fall primär Solarteure, die den Speicher über uns oder ausgewählte Großhändler beziehen und an die Endkunden verkaufen. Sie übernehmen auch die Installation und den Vor-Ort-Service. Deutschlandweit haben wir mittlerweile über 50 entsprechende Partnerschaften geschlossen, weitere sind in Vorbereitung.

Wie viel des Produkts ist Siemens eigen, wie viel zugekauft?

A. Matthé: Die Batterie wurde komplett von uns entwickelt, u. a. das integrierte IoT-Betriebssystem und die Lade ­intelligenz. Lediglich Standardkomponenten, also Batteriezellen und Wechselrichter, werden von zertifizierten Spezialherstellern zugekauft. Die Fertigung des Batteriespeichers geschieht in unserem eigenen Werk in Cham nach allen bewährten Qualitätsstandards.

Worin steckt die Kompetenz von Siemens konkret?

A. Matthé: Eingeflossen sind unsere jahrelange Erfahrung im Energiemarkt und unser Entwicklungs-Know-how für eine sichere, effiziente Stromversorgung. Hinzu kommt unsere Digitalisierungskompetenz, was sich in der Intelligenz des Speichers zeigt. Herzstück ist die eigenent ­wickelte Software, mit der sich z. B. alle energierelevanten Daten im Haus erfassen, in einer Cloud aggregieren und für erweiterte Services, wie virtuelle Kraftwerke, nutzen lassen.

Inwieweit besteht hier eine Verbindung an das Business mit Großspeichern?

A. Matthé: Für Hoch- und Mittelspannungsnetze bieten wir mit Fluence Energy, einem gemeinsamen Unternehmen von Siemens und AES, ebenfalls Energiespeichertechnologien an. Somit decken wir zusammen mit der Junelight Smart Battery alle Spannungsebenen ab – und ermög ­lichen es damit, die Produktion erneuerbarer Energien zeitlich vom Verbrauch zu entkoppeln, die Netze zu stabilisieren und Ökostrom optimal zu nutzen.

Welche konkreten Marktchancen versprechen Sie sich von diesem Geschäftsbereich?

A. Matthé: Wir stehen heute immer noch erst am Anfang einer neuen Energielandschaft. Über die reine Speicherung von Strom wird es künftig mehr und mehr um die systematische Kopplung mit anderen energierelevanten Bereichen, wie Wärme und Mobilität, gehen. Insofern erwarten wir, wie schon gesagt, in den nächsten Jahren einen weiter steigenden Bedarf an intelligenten Lösungen.

Welche Rolle spielt dabei das zu erwartende Hoch ­laufen der E-Mobilität?

A. Matthé: Elektromobilität ist der große Treiber für den Speichermarkt. Von klimafreundlichen E-Autos können wir ja nur sprechen, wenn diese mit sauberem Strom geladen werden – und dies möglichst flexibel und kostengünstig für die Fahrzeughalter. Dazu braucht es ein intelligentes Zusammenspiel aus eigenerzeugtem Solarstrom, Speichersystem und Ladestation, durch das ich mein Auto beispielsweise abends mit dem tagsüber erzeugten und zwischengespeicherten Strom laden kann.

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